Legion Valtera
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Dies ist die Heimstatt der Legion Valtera, ansäßig auf Balder in Atreia.
 
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 Letzte Woche im Büro

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Sarada




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BeitragThema: Letzte Woche im Büro   Letzte Woche im Büro Icon_minitimeDi 23 Jun 2009, 12:03

Es passiert nicht oft, aber es kommt vor, daß ich mal ins Büro muß. Ja, ich hab auch eins, sogar ganz für mich alleine. Da steht 'ne Kaffeemaschine, ein Kühlschrank, die üblichen Verdächtigen wie Schreibtisch usw. Und natürlich steht da ein Kopiergerät. Dieses Kopiergerät ist toll. Es ist ein Ding, das man vielleicht auch im Deutschen Museum finden könnte, als warnendes Beispiel für Menschen und eine Art Technik, die sie NICHT beherrschen.

Kopiergeräte werden von der Firma bei der ich arbeite sogar hergestellt. Unter anderem, denn wir sind Deutschlands größter Konzern, wir stellen fast alles her, außer Süßigkeiten und Autos, denk' ich mal. Warum ich aber ein Kopiergerät habe, das aussieht, als wäre es für Timbuktu oder Betschuanaland hergestellt worden, weiß ich auch nicht.

Es ist groß, sogar sehr groß. Es ist schwer, sogar sehr schwer. Und es ist einfach nur Mist, sogar sehr... Das fängt schon bei der Bedienung an. Man kann die Menüsprache einstellen. Das ist praktisch, wenn man aus Japan oder Korea kommt. Da wohn' ich aber nicht. Man kann auch Papier in dieses Monstrum packen. Wenn man Papier hat. Und das hab' ich nicht. Um an dieses Papier zu kommen mache ich meistens einen Rundgang durch den Turm. Der Turm aus Glas ist das Hauptgebäude der Firma. Fehlen nur noch ein paar Ballistas und Rammen und ich könnte rufen: "Order inc von links!" Aber ich schweife ab.

Ich bin also mal wieder unterwegs um passendes Papier zu finden. In der Kammer wo der "arme Kerl" sitzt, ist angeblich NIE etwas vorhanden. Der "arme Kerl", so heißt der Mann, der für Büromaterial zuständig ist. Seinen Namen weiß wohl keiner. Er sitzt in einem fensterlosen Raum umgeben von Materialien, die, so hab ich den Eindruck, nie weniger werden, DENN... bevor man etwas bekommt... oh mann... da muß man nachweisen, daß man es auch braucht. Wie macht man das, wenn der da nie rauskommt und das Büro 15 Minuten Fußweg entfernt ist? Vielleicht hat der früher mal einen umgebracht, oder Steuern hinterzogen, was in Deutschland ja fast dasselbe ist, und hat deshalb diesen Job bekommen? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall lächelt der mich immer nur an, schüttelt den Kopf, zuckt die Schultern und sagt meistens: "sie wissen doch, daß ich kaum Kopierpapier habe." Dann schau' ich mich immer um und starre auf den Stapel von ca. 1.000.000 Seiten Papier der da steht.

Mein Gott, was würde ich für nur ein Päckchen geben. 100 Blatt. Oh Mann, das bedeutet 100 mal kopieren. Wäre das schön. Aber Rituale sind dafür da, eingehalten zu werden, also füge ich mich in mein Schicksal. "Ich brauch' ja nur ein Päckchen", sag ich und zeig auf den Turm von Babel in der Ecke des Raumes. "Wenn das jeder sagen würde", bekomme ich zur Antwort, "dann wäre alles weg." Ich seufze und denke, "Na gut, heute ist wieder mal Bestechung angesagt", und krame in meiner Jackentasche nach meinen Zigaretten. Ich finde die endlich und stecke mir eine an. "Rauchen verboten", sagt er. Ich grunze, weil ein Lachen kommt nicht raus, und schaue auf den randvollen Aschenbecher. Er bemerkt den Blick und lächelt. Ich lächele zurück und biete ihm eine an. Er nimmt sie, da versagt mein Feuerzeug. Da ich ihm aber nicht unbedingt näher als möglich kommen möchte, verzichte ich darauf, ihm von meiner Zigi Feuer zu geben, und sage stattdessen: "Bin gleich wieder da."

Ich verlasse diesen überaus gastlichen Raum und such' jemanden von dem ich 1. weiß, daß er Raucher ist, 2. mit Sicherheit weiß, daß er Zeit hat, und 3. jemanden, der mir sein Feuerzeug auch überlassen würde. Jedenfalls für 'ne kurze Zeit. Da kommt die Kanzlerin. Nein, nicht Frau Merkel, sondern Frau istjaauchegal wie sie heißt. Ihr Vorname ist Angela, deshalb nennen wir sie die Kanzlerin. Im Gegensatz zu der, sieht sie aber weitaus besser aus. In der Produktion bei den Schlossern hörte ich letztens: "Angie ist ein Geschoß." Da fliegt mir also gerade diese Granate entgegen. Ich denk' kurz nach. Angie raucht, gut. Angie hat immer Zeit. Besser. Und Angie würde mir auch ihr Feuerzeug leihen. Sehr gut. "Hi Angie, na, nix zu tun?" ( ähm, das ist so'n Spruch den wir grundsätzlich sagen, auch wenn der andere in Arbeit erstickt, war vor 100 Jahren vielleicht auch mal witzig ) Sie lächelt und ich denk', vielleicht sollte ich mal wieder zum Zahnarzt gehen. Sie könnte nämlich für Colgate Werbung machen wenn sie will.

"Hi ( hier kommt dann mein Name ) Nö, weißt du doch", antwortet sie ( Standartantwort auf Standartspruch, kennt JEDER bei uns ) Ich stell' mich ihr mal in den Weg. "Ähm, du, ich brauch' mal dein Feuerzeug. Für den "armen Kerl". Mein's geht nicht mehr oder ist leer oder was auch immer." Ein Lachen wie die Sonne an einem Frühlingsmorgen schallt durch den langen Gang. Man fühlt sich dann als Mann als was ganz Besonderes. Jaja, ich weiß. Wenn das jetzt 'ne Frau liest, kann ich mir die Kommentare schon vorstellen. "Was brauchst denn von dem?", fragt sie und zieht ihre feingezupften Augenbrauen hoch. Mr. Spock hätte noch was lernen können von ihr. "Kopierpapier", sage ich, und versuche dabei jämmerlich auszusehen, denn ich will nicht den ganzen Tag hier rumhängen, will das alles etwas beschleunigen. "Aha", ist ihre Antwort, und ihr Blick bleibt auf mir hängen. Ich ahne schon was jetzt kommt.

Es kommt nämlich meistens immer. Ich könnte heulen. Ich sehe meine Pläne für einen frühen Feierabend schon dahinschwinden wie Butter in der Mikrowelle. Gleich sagt sie's wieder, wie sie's immer tut. Ich bin nicht The Next Uri Geller, aber DAS weiß ich mit Sicherheit. "Ist kein Problem", sagt sie, reicht mir ihr Einwegfeuerzeug, und ich atme tief durch. "Sagt sie's oder sagt sie's nicht", stelle ich mir selbst die Frage aller Fragen. Da macht sie den Mund auf. "Das gibst mir dann in der Cafeteria zurück, okay? Bis gleich." Ich hab's geahnt. Ich wusste es. Es war mir klar. Wie konnte es auch anders sein? Um mal klarzumachen was das bedeutet: Angie -> Cafeteria -> Kaffee -> Rauchen -> Quatschen -> Stunden -> später Feierabend. Alles klar?

Ich seufze, nehme das Feuerzeug, und seh' ihr nach wie sie den Gang entlangschwebt. Kurze Röcke sind wohl wieder im kommen, denk ich. Mittlerweile verbrennt mir meine Zigarette die Finger und ich sehe zu, daß ich zurück zum "armen Kerl" komme. Ich öffne die Tür, und was muß ich sehen? Da ist ja noch einer, der was von ihm will. Und beide qualmen um die Wette. "Na wieder da, Kollege", sagt der "arme" zu mir. "Ich hab' mir schon mit Feuer beholfen. Kollege ( und wieder ein Name ) war so freundlich." Dabei zeigt er mir lächelnd die angerauchte Zigarette. In mir brechen mal wieder Welten zusammen. Ganze Universen verschieben sich. "Wie schön", sage ich und setze ein gequältes Lächeln auf. Ich kille meine Zigi im Aschenbecher, und lausche dem hochgeistigen Gespräch, das die beiden Kollegen führen. Dabei frage ich mich, wie es kommt das diese Firma seit über 100 Jahren existiert, oder besser gesagt, heute noch existieren kann, mit diesen hochmotivierten Mitarbeitern? Die Zeit rennt mir davon. Und die beiden quatschen und quatschen. Was sie quatschen? Totalen Blödsinn, der sich aus ihren Mündern aber wie weltenbewegendes anhört.

Ich freue mich, daß ich freier Mitarbeiter bin. Ich KÖNNTE ja einfach abhauen wenn ich will. Ich KÖNNTE in der Stadt ein Eis essen gehen. Ich KÖNNTE auch nach Hause fahren. Ich KÖNNTE dann WAR spielen. Ich KÖNNTE ja auch mal mein beklopptes Kopierpapier bekommen. Alles das schießt mir durch den Kopf. Ich drängle mich nach vorn. "Denkst du an mein Papier, Kollege?" sag' ich und schau ihn dabei erwartungsvoll an. Wenn ich gedacht habe, daß er mir nun ein kleines Päckchen in die Hand drückt, mir einen guten Tag wünscht, und ich endlich hier abhauen kann, so sehe ich mich enttäuscht. Der reagiert überhaupt nicht... Laber, laber, laber... mein Gott, und da sagt man immer, Frauen können die Zeit einfach wegquatschen. Nö, Männer auch.

Ich bewege mich langsam auf den Turm aus Papier zu. Zum Greifen nah liegen hunderttausende von Blättern nur eine Handbreit von mir entfernt. Ich schaue sehnsüchtig auf ein Päckchen, das etwas über dem Rand hängt, greife zu, und bin stolzer Besitzer von 100 Blatt feinstem Kopierpapier. Ich drehe mich um, sehe die Tür, meinen Ausgang aus der Hölle. Die beiden quaken immer noch über Dinge, die ich gar nicht wissen will. Ich schiebe mich zur Tür. Komme mir vor wie ein Agent, der aus russischen Atomlaboren fliehen muß. Ich fühle, wie sich meine Nackenhaare aufrichten. Wird er's merken? Wird er was sagen? Und wenn ja? Was? Ich drücke die Klinke herunter. Ich öffne die Tür, sehe den Gang ins Himmelreich dort draußen. Ich mach mich so schmal wie möglich. Dann stehe ich auf dem Gang. Ich merke erst jetzt, daß ich die Luft angehalten habe. Muß tief atmen. Schwindel kann ich mir nicht erlauben. Ich bin noch nicht ganz aus der Gefahrenzone. Ich laufe schneller als gewöhnlich. Das fällt auf hier, also bremse ich mich etwas. Ich erreiche mein Büro. Hurra. Es duftet nach Kaffee. Ich stopf' das Papier in die Maschine und kopiere, wie ich noch nie kopiert hab'.

Alles liegt fertig auf dem Schreibtisch. Ich tüte es ein, lege es in den Postausgang. Ich lehne mich auf meinen Stuhl zurück und denke mir, "die Welt ist schön". Ich stehe auf. Prüfender Blick zur Kaffeemaschine. Ich will ja nicht die Bude abfackeln. Ja, die ist aus. Licht aus, Schlüssel aus der Tasche, Büro abgeschlossen, Parkplatz, Auto, ab nach Hause. Also ne Zigi hab' ich mir jetzt redlich verdient. Mann war das ein Tag wieder. Da reden andere von Stress. Die sollten mal meine Tage erleben. Ich lache erleichtert. Ich schau auf die Uhr. Wow, so früh noch. Das haste aber wieder super hinbekommen. Ich bin stolz auf mich. Ich wühle an der Ampel in meiner Jackentasche herum. "Ach du dicke (zensiert)" In der Hand hab ich Angies Feuerzeug. Und Angie wartet in der Cafeteria, Abteilung 'Dauerquatschen und Kaffeesaufen' auf mich. Ich seufze. War ja klar wieder. Ein Haar musste in der Suppe ja gefunden werden. Ich weiß genau was mich morgen erwarten wird. In Gedanken nehme ich mir für den morgigen Nachmittag nix vor. Sehe mich mit Herzrasen vom Kaffeetrinken, mit schlechtem Geschmack im Mund vom Rauchen, und mit klingelnden Ohren vom Quaken morgen schon irgendwann spät nach Hause kommen. 'That's life', denk ich mir, als ich Hupen hinter mir höre. Naja, ab und zu sollte man auch mal bei Grün fahren, denk ich, lache, und bin froh, das ich's für heute mal wieder geschafft habe.
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Brunhild
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BeitragThema: Re: Letzte Woche im Büro   Letzte Woche im Büro Icon_minitimeDi 23 Jun 2009, 15:29

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